Das Zentraldepot
Im Herbst 1938 wurde im ersten Stockwerk der Neuen Burg in Wien, vor allem in den burggartenseitigen Räumen, das sogenannte Zentraldepot für beschlagnahmte Sammlungen eingerichtet. Gelagert wurden hier Objekte aus Wiener Kunstsammlungen, die ihren als Jüdinnen und Juden verfolgten EigentümerInnen durch das nationalsozialistische Regime ab Mitte März 1938 entzogen worden waren und die später an verschiedene Museen verteilt werden sollten. Hierzu zählten Kunstgegenstände der SammlerInnen Emmy Aldor, Bernhard Altmann, Alois Bauer, Leo Fürst, David Goldmann, Rudolf Gutmann, Felix Haas, Felix Kornfeld, Moritz Kuffner, Wally Kulka, Otto Pick, N. Pilzer, Valentin Viktor Rosenfeld, Alphonse Rothschild, Louis Rothschild, Alfons Thorsch sowie Objekte unbekannter Herkunft.
Initiator des Zentraldepots war Fritz Dworschak, der Direktor des Kunsthistorischen Museums in Wien, gewesen, dessen Bemühungen darauf abzielten, eine zentrale Sammelstelle zu schaffen, um die bis dahin an verschiedenen Orten gelagerten Kunstwerke unter einem, bzw. seinem Dach zu vereinigen. Gemeinsam mit den für die Katalogisierung zuständigen KHM-Angestellten Leopold Ruprecht und Karl Pollhammer und unterstützt von Mitarbeitern anderer staatlicher Museen (Heinrich Leporini, Ignaz Schlosser) fungierte Dworschak bis Juli 1940 als Verwalter des Depots, in dessen Auftrag Julius Scherb und Paul Frankenstein bis Spätsommer 1939 die wichtigsten beschlagnahmten Objekte fotografierten. Bereits mit Kriegsbeginn wurden erste Bestände aus dem Zentraldepot geborgen, ab Juli 1940 verwaltete das Institut für Denkmalpflege, das heutige Bundesdenkmalamt, das Zentraldepot, bis 1941 schließlich die sukzessive Auflösung des Depots erfolgte.